Erlebnisbericht Frankfurt Investment Arbitration Moot Court 2010

Woran man ein Mainzer Moot Team in Frankfurt sofort erkennt? Ganz einfach:

  1. Es sind grundsätzlich immer mehr Coaches bzw. Fans anwesend als Teammitglieder, egal ob bei Verhandlungen oder Partys.
  2. Wenn wir weiterkommen, freuen wir uns lauter als alle anderen Teams zusammen!

Aber fangen wir vorne an:
Die Fälle des Investment Moots haben immer einen geschichtlichen Hintergrund – und so spielte unser Fall zur Zeit der holländischen Tulpenkrise im 17. Jahrhundert! Aber keine Sorge, dabei gilt die aktuelle Rechtslage. In unserem Fall hatte ein französischer Investor wertvolle Tulpen an einen Holländer verkauft, welcher sie aufgrund der Wirtschaftskrise nicht mehr abnehmen wollte. Der Franzose verklagte die Niederlande vor einem internationalen Schiedsgericht, weil die holländischen Gerichte sich weigerten, seinen Anspruch aus dem Vertrag zu vollstrecken.

Wir begannen ab Oktober, uns in den Fall und das uns noch unbekannte internationale Investitionsrecht einzuarbeiten. Einmal die Woche trafen wir uns mit Markus Altenkirch, unserem Coach, um die Ergebnisse unserer Recherche zu besprechen. Wichtig war dabei, immer genug Argumente für beide Parteien zu finden, denn wir mussten beide Seiten vertreten können.
Im Laufe der Zeit wandelten sich unsere wöchentlichen Besprechungen in hitzige Debatten über verschiedene Meinungsstreite innerhalb des Investitionsrechts – wir waren dabei, uns in Experten der Probleme unseres Falles zu verwandeln. Bei einer Pizza aus Julians Pizzaofen und einem oder zwei Gläsern Wein waren wir aber immer schnell wieder einer Meinung.

Nachdem unsere Argumente für die verschiedenen Probleme einigermaßen feststanden (sie sollten noch bis fünf Minuten vor Beginn der Verhandlung immer wieder geändert werden…), begann im Januar die Vorbereitungsphase auf die mündlichen Verhandlungen. Wir trafen uns mehrmals die Woche und traten vor unterschiedlichen Schiedsgerichten (zusammengesetzt aus Prof. Huber, Lehrstuhlmitarbeitern und ehemaligen Mooties) gegeneinander an. Dabei konnten wir von der jahrelangen Mooterfahrung des Lehrstuhls profitieren.

Vor dem eigentlichen Wettbewerb verhandelten wir auch zwei Mal gegen das Frankfurter Team, über Skype gegen ein Team aus Kiew und, wenige Tage vor dem Moot, gegen frühzeitig angereiste Teams aus Stockholm und Hongkong.

Die Verhandlungen rückten näher und näher, die Spannung stieg fühlbar. Am Vorabend des ersten Verhandlungstages, am 9.3.2010, wurden die Teams für die Hauptrunde ausgelost – wir sollten gegen Nairobi, Frankfurt und Georgetown (aus Washington D.C.) antreten.
Am 10.3.2010 waren wir sehr froh, dass wir nicht alleine nach Frankfurt fahren mussten – neben Markus Altenkirch begleiteten uns unter anderem Prof. Huber und das komplette Team des Vorjahres, welche uns sehr unterstützt und so gut es ging beruhigt haben.
Hingegen allen Erwartungen haben wir die Hauptrunde gerockt. Ob uns die unbestechliche Augenbraue eines Ex-Mooties, die unsere Gegner einschüchterte, dorthin gebracht hat oder die hitzigen Diskussionen vor den Tribunals, wir freuten uns einfach unglaublich, auf dem abendlichen Empfang bei der Verkündung der Viertelfinalteams unseren Namen, „University of Mainz“, zu hören! Nach einem kurzen Anstoßen auf den Erfolg durften wir an diesem Abend noch nicht mit den anderen Teams feiern, wir mussten schließlich fit sein für den nächsten Tag.
Das Viertelfinale war schon am nächsten Morgen gegen das Team aus Hongkong. Da wir sie bereits vor dem Wettbewerb getroffen hatten, wussten wir, dass wir es nicht leicht haben würden. Mittlerweile wurden wir aber nicht nur von unseren Mainzern angefeuert, neben vielen anderen Zuschauern fieberte zum Beispiel das gesamte Team aus Kiew sehr mit uns. Nach einer anstrengenden Verhandlung war klar: Mainz hat es ins Halbfinale geschafft!
Das fand, nach einer kurzen Mittagspause, am selben Nachmittag gegen Georgetown statt. Hier endete unsere Erfolgssträhne, doch das konnte unsere Freude über das Erreichte keinesfalls mindern. Keiner, wahrscheinlich am allerwenigsten wir selbst, hatte mit einem so guten Ergebnis gerechnet. 3. Platz! Bestes europäisches Team! Das war ein unglaubliches Gefühl, vor allem, weil sich Leute aus der ganzen Welt, die wir gerade erst kennengelernt hatten, so für und mit uns freuten.
Dieser Erfolg wurde natürlich gebührend gefeiert, gleichzeitig hatten wir bei der Mootparty abends noch die Gelegenheit, die anderen Teams aus der ganzen Welt besser kennenzulernen.

Natürlich bedeutet der Moot auch Arbeit. Aber ich persönlich habe während dem Moot ein Vielfaches mehr gelernt als während meines ganzen bisherigen Studiums zusammen. Denn man verbessert nicht nur sein Englisch und seine rhetorischen Fähigkeiten oder wie man mit den Hochs und Tiefs einer intensiven Teamarbeit umgeht. Die Möglichkeit, gegen Studenten aus der ganze Welt anzutreten und hinterher mit Ihnen darüber zu lachen, ist wirklich eine ganz besondere Erfahrung. Aber was vor allem bleibt nach dem Moot ist ein toller neuer Freundeskreis – denn die gemeinsame Erfahrung schweißt einfach zusammen!
Ein Moot Court ist wirklich das Beste, was jedem Jurastudent passieren kann.